Entstehungslegende nach dem Aristeasbrief

Der Aristeasbrief begründet, warum eine Übersetzung des Pentateuchs (=die 5 Bücher Mose, die bei Juden ein besonders hohes Ansehen hatten) aus dem Hebräischen in das Griechische geschehen durfte. Die Entstehungslegende ist über den Brief verteilt und findet sich in 9-11.41.46.50.121.301+302.307-311.

Der pseudepigraphische Verfasser gibt sich als nichtjüdischen Hofbeamten des ägyptischen Königs Ptolemaios II. Philadelphos (285-246 v.Chr.) aus. Der Verfasser war wahrscheinlich alexandrinischer Juden, der eindeutig von Ereignissen berichtet, die er nicht mehr selbst erlebt hat.

Am Aristeasbrief lässt sich auch sehr schön ablesen, wie ein menschliches Produkt für „inspiriert" erklärt wird. In einem noch dazu über seinen Autor unwahren Brief wird behauptet, dass 70 Personen unabhängig voneinander dieselbe Übersetzung anfertigten und zu demselben Ergebnis kamen. Dieses Verhalten ist unredlich und schadet dem Ansehen einer wichtigen Übersetzung letztlich. Dafür gibt es keine Entschuldigung, auch wenn es der Autor „gut" gemeint hat. An den Textstellen 1. Timotheus 3,16 und 2. Petrus 1,20, die häufig als angebliches Wort Gottes zur Inspiration der Bibel angeführt werden, wird keine bewusste Lüge wie im Aristeasbrief weitergegeben, sondern eine Deutung des jeweiligen Autors. Somit hat der Leser selbst die Entscheidung, ob er diese Meinung teilt oder nicht. Eine Last ist erst in späterer Zeit daraus geworden, weil diesen Textstellen die Wertung als „Wort Gottes" aufgedrückt wurde.